Wir wollten nach Mallorca, um dort die Mandelblüte zu sehen. Die Mandelblüte ist der Kirschblüte, die wir im alten Land direkt vor der Haustür haben, sehr ähnlich.
“Da schau, wieder blühende Kirschen!” meinte die Liebsten mehrfach. 😉
Die Reise hat sich trotzdem richtig gelohnt.
Ich mag Mallorca auch im Rollstuhl inzwischen sehr gern.
Die Hinreise:
Die Anreise mit dem Flugzeug war (fast) stressfrei.
Im Vorfeld habe ich den Rollstuhl bei der Fluglinie angemeldet und damit auch gleichzeitig für Hin- und Rückflug Sitzplätze in der 3. Reihe zugewiesen bekommen.
Das ist insofern gut, weil bei der gebuchten Fluglinie, die Plätze dort etwas mehr Beinfreiheit haben und ich beim Boarden nicht an allen Leuten vorbei muss.
Wir sind zu Fuß zum Bahnhof und dann mit der S-Bahn zum Flughafen.
Bei Easyjet haben Rollstuhlfahrer:innen das Privileg die Speedboarding-Lane zu nutzen.
Damit würde das einchecken und Gepäck aufgeben schneller gehen. Wir brauchten das nicht, da wir nur mit Handgepäck für die paar Tage unterwegs waren und ich uns schon zuhause online eingecheckt hatte. Der Grund warum wir uns am Schalter melden mussten, war zum einen, um zu klären, dass die Hilfe beim Boarden auch wirklich geordert war und das mein Rollstuhl ein DAA-Label (Delivery at Aircraft) bekommt. Damit kann ich mit meinem Rolli bis direkt ans Flugzeug und bekomme diesen auch direkt am Flugzeug wieder! Uns wurde dann noch angeboten unser Handgepäck kostenlos aufzugeben, was wir aus Gründen gern angenommen haben.
Dann ging es durch die Sicherheitskontrollen. Hier habe ich das erste Mal erlebt, dass ich “richtig” abgetastet und dass der Rolli auf Sprengstoff getestet wurde. Gut, habe nun ein besseres Gefühl beim Fliegen!
Vom Gate wurden wir von einem jungen Mann mit einem dieser coolen Hubwagen zum Flugzeug gebracht, da das Gate keines mit Finger war. Funfact: Der junge Mann hat mich von einer unserer letzten Reisen wieder erkannt und das obwohl ich inzwischen lange Haare und einen Bart trage! Wow, was für ein Gedächtnis!
Ich kam als letztes in die Maschine, was ich auch immer als sehr angenehm empfinde. Weniger Zeit als Sardine!
Die paar Schritte bis zum Sitzplatz wollte ich mit Hilfe des jungen Mannes laufen, da ich mir den Kabinenstuhl sparen wollte. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die grantig aussehende Oma gemacht. Trotz mehrmaligem Bitten des Rotkreuzmannes sah sie sich nicht in der Lage, zwei Schritte im Gang von ihrem Platz zurück zu machen, damit ich schnell auf meinen Platz kam. Fast wäre mir die Kraft ausgegangen. Ich kam in letzter Sekunde auf meinem Sitzplatz und musste erstmal heftig verschnaufen. Was für eine unverschämte Person. Omma, es wäre so einfach gewesen!
Lesson learned:
Ab jetzt immer mit Kabinenstuhl boarden.
Das passiert mir nicht noch mal!
Der Flug selber war unspektakulär.
Auf Mallorca angekommen schien die Sonne und es war herrlich warm.
Ich bekam, wie verabredet, meinen Rollstuhl am Flieger und wir wurden mit dem Rollstuhlservice zum Gepäckausgabeband gefahren. Was gut war, da der Flughafen sehr weite Wege hat. Dort kam sofort unser Gepäck und wir konnten zum Shuttelservice des Mietwagens gehen.
Tag 1:
Im Reisepreis war ein Kleinwagen enthalten. Den haben wir auf einen Golf aufgestockt, damit wir Gepäck und Rolli bequem mit bekommen.
Das wir einen funkelniegelnagelneuen Golf mit 14km auf der Uhr bekommen haben, hat uns natürlich gefreut.
Der Navi hat uns dann zu unserem Hotel “Bahia del Sol” nach Santa Ponsa geführt.
Dort durften wir unser Auto direkt vor dem Hotel parken, da der eigentliche Parkplatz für Rollstuhlfahrer:innen absolut ungeeignet ist. Glück gehabt!
Das Zimmer war dann nicht wirklich barrierefrei, aber mit tatkräftiger Unterstützung der Liebsten für uns absolut machbar. Das Essen, wir hatten Halbpension, war viel besser als nach Lesen der Rezensionen im Internet erwartet und auch das Personal stellte sich als sehr freundlich heraus! Insbesondere möchte ich der Dame an der Rezeption danken, die mit Ihrem Einsatz den Parkplatz vor der Tür klar gemacht hat! Das wäre bestimmt nicht überall möglich gewesen!
Santa Ponsa ist übrigens imho ein nicht so toller Urlaubsort, aber dank Mietwagen war das kein Problem.
Nur dass das Cafe von der tollen bewundernswerten Daniela Katzenberger, das direkt in der Nachbarschaft unseres Hotels liegt, geschlossen hatte, war eine Katastrophe
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Tag 2:
Am zweiten Tag haben wir eine Inselrundfahrt gemacht!
Zuerst ging es zum Markt nach Arta, dann Richtung Ostküste und dort die MA-10, imho eine der schönsten Strecken auf Mallorca, nach Port de Sóller – Kaffeepause.
Das war wieder sehr schön! Doof war nur, dass ich meine blaue Parkkarte vergessen hatte und damit das Parken etwas schwieriger war. Wir fanden immer einigermaßen Parkplätze.
Nach der Kaffeepause wollten wir die MA-10 weiter über Andratx nach Santa Ponsa fahren. Kurz vor Andratx war dann leider die Straße gesperrt, sodass wir ein ganzes Stück zurückfahren mussten. War aber kein Problem, weil, wie o.g., es eine sehr schöne Strecke ist.
In Arta gibt es in der Markthalle Toiletten, die einigermaßen behindertengerecht sind.
Tag 3:
Mittwoch war dann Feiertag auf Mallorca. Uns wurde im Hotel gesagt, dass alle Geschäfte geschlossen haben. Da stimmte aber nicht. So konnten wir uns für abends Rotwein und einen Korkenzieher kaufen! Das haben wir in Paguera, einem Nachbarort, gemacht. Am Playa La Romana hätten wir direkt am Strand einen Behindi-Parkplatz (Carrer Músic Torrandell) haben können. Es gab aber auch dort gleich einen akzeptablen Parkplatz, mit einer Zuwegung zum Strand. Vorn dort sind wir auf der Promenade am Strand entlang und durch eine Wohnsiedlung bis zur Cala Fornells gewandert. Das waren Hin und zurück keine 10 km, aber durch die zum Teil heftigen Anstiege war das ganz schön fordernd! Mir wurde unterwegs mehrfach Hilfe angeboten, die ich aber immer freundlich mit meiner “Das-ist-mein-Bodybuilding” Antwort abgelehnt habe. An der Cala Fornells hat dann noch ein nicht gehbehindertes deutsches Ehepaar mit ihrem Mietwagen zwei Behindiparkplätze blockiert. Darauf angesprochen, gabs nur einen krausen Blick! Krass! Wir könnens auch im Ausland!
BTW: Der Blick aufs Meer ist auf dem Weg fantastisch, leider ist die Gegend übelst verbaut! Nicht mein Fall! An den Stränden gibt es kostenpflichtige (50 Cent) Toiletten für Rollstuhlfahrer:innen und auch Strandrollstühle. Leider waren die Toiletten noch verschlossen, sodass sie nicht genutzt werden konnten. Keine Saison, keine Toilettennutzung, Doof!
Tag 4:
Donnerstag wollte die Liebste gern zum “Torrent de Pareis”.
Der Weg dorthin führt uns wieder über eine dieser schönen Straßen, die mit nicht enden wollenden Serpentinen, ans Ziel führen. Tolle Landschaft unterwegs und auch am Port de Sa Calobra, dem Ende der Straße, war es sehr schön. Hier hätten wir mit blauer Parkkarte bis direkt zum Hafen fahren können, um dort zu parken, ja hätten…
Sowohl am Hafen als auch auf dem kurzen Weg zum Torrent de Pareis gibt es kostenpflichtige (50 Cent) behinderten gerechte Toiletten.
Leider konnte ich mir das Tor nicht ansehen, weil es am Ende des Wege, bevor es ins Flussbett geht, Stufen zu überwinden gilt. Pech! Aber mir egal, die Liebste meinte so toll war der Blick nicht. Ich fand auch den Weg dort hin durch einen in den Fels geschlagenen Tunnel schon sehr schön!
Im Tunnel gibt es ein Stück, das geht imho ohne Hilfe nicht. Der Weg ist an der Stelle feucht und steil. Ich bekam den Rolli nicht richtig unter Kontrolle, sodass die Liebste mit anpacken musste.