Ahoy zusammen,
wir haben es tatsächlich geschafft!
Wie geplant sind wir Freitag, den 15.9. in Venedig an der Rialto-Brücke angekommen.
Leider ohne Fahrrad und Handbike. Es ist nicht erlaubt!
Die Räder blieben für das letzte kleine Stück Weg im Hotel.
Egal, wir haben es geschafft!
Vom Goldenem Dachl in Innsbruck über den Brenner, die Alpen und Dolomiten nach Venedig zufahren. Was für ein Abenteuer.
Aber der Reihe nach…
Prolog
Es begann alles vor etwa einem Jahr!
Meine Schwester Anna meinte, ich solle an einem Radrennen von München nach Venedig mitfahren.
RadRace wollte ein inklusives Event mit 500 Teilnehmer:innen machen.
Mehrere Startplätze sollten für Handbike-Teams reserviert werden.
Ich war sofort Feuer und Flamme.
Ob mein Handbike geeignet ist, wollte ich auf der RehaCare klären.
Allerdings wurde ich dort belächelt. So eine Tour mit einem handelsüblichen Ankoppelbike wird nichts, war immer wieder die Ansage!
Schade!
Dann tut sich auf der Messe doch noch eine Möglichkeit auf.
Ein Handbikehersteller hat Interesse – eventuell geht es doch.
Ich soll mich nach der Messe nochmal melden.
Gesagt getan. Schnell war klar, das Handbike könnte gehen und ich bekomme eine Zusage. Ich war im Rennen!
Gesprächig, wie ich nun mal bin, erzählte ich Daniel, meinem Physiotherapeuten von der Geschichte. Er fand die Idee so gut, dass er gleich zusagte selbst mitzufahren.
Wow, wie geil ist das denn? Das war im November 2016.
Wir planten dann gleich, wie wir uns vorbereiten.
U.a. haben wir zwei Termine festgelegt, um in den Harz zu fahren.
Schließlich mussten wir ja auch ein paar Höhenmeter in den Knochen haben, bevor es in die Berge geht.
Im Februar 2017 dann der Schock!
Es gibt Probleme mit dem Rad.
Ende März dann die Absage!
Was für eine Schei*e!
Unsere Bemühungen einen anderen Handbikehersteller mit ähnlichem Motorkonzept zu finden, verlaufen im Sande. Für nächsten Jahr wurden Räder in Aussicht gestellt.
Hmm, ob RadRace dann die Tour wieder fährt?
Unklar!
Das war es dann also mit meiner Inklusionsfahrt.
Ich habe RadRace abgesagt! So schade.
Vor allem weil Daniel sich bereits ein neues Rennrad gekauft hat.
Alles doof!
Wir waren geknickt.
Immerhin waren da noch unsere Termine für unser Höhentraining im Harz.
Das wollten wir trotzdem machen!
Wenn schon nicht Venedig, dann doch immerhin ein bisschen im Harz herum cruisen. Fürs eigene Ego wollten wir auch auf den Brocken.
Das ist uns im zweiten Anlauf auch gelungen.
Natürlich gab es im Vorfeld wieder Probleme. Mein Handbike war in Reparatur und kam nicht rechtzeitig zurück. Es hat Dank Gunnar von ProActive trotzdem geklappt.
Wir sind mit einem Ankoppelbike von Gunnar auf den Brocken gefahren.
Es geht also doch!
Die ganze Geschichte findet Ihr hier:
Mit dem Handbike auf den Brocken…
Später, als mein Rad wieder Tip Top hergestellt war, haben wir unsere zweite Tour in den Harz gemacht. Wieder standen wir mit dem Wohnwagen in Elbingerode bei Familie Metzler. Der Platz hat uns gut gefallen und ist dazu noch barrierefrei.
Na gut, die beiden Metzlers haben mit Ihrer Freundlichkeit auch einen großen Anteil an unserem Wiederkommen! ;:-)
Wir sind nochmal auf den Brocken gefahren.
Okay, nicht ganz. Kurz vor dem Gipfel, diese fiese Spitzkehre mit dem steilen Anstieg zum Gipfel, da war diesmal Schluss. Wir wussten ja, das es geht. Wir haben dann lieber noch ne große Runde im Umland gedreht.
Zurück am Wohnwagen hatten wir wieder eine Tour mit reichlich Höhenmetern auf der Uhr. Für uns untrainierte Flachlandtiroler war das mal was.
Und wenn so zwei Herren mittleren Alters, so voller Adrenalin in der Sonne Bier trinken, haben sie schon mal komische Ideen.
Unsere war: Wir versuchen das mit Venedig und den Bergen!
Wir gaben uns eine Woche Fahrzeit für die Tour und planten los. Schnell war Innsbruck als Startpunkt ausgemacht. Meine Omi schwärmte immer vom Goldenem Dachl. Da wollten wir los fahren.
Das Ziel war eh klar: Die Rialto-Brücke in Venedig!
Dank unserer Planungssoftware hatten wir neben den Entfernungen auch immer die Höhenprofile im Blick.
Den Brenner wollten wir in zwei Etappen fahren. Das schien uns schaffbar.
So war dann schnell auch der Rest der Strecke in die zu fahrenden Teilstücke zerlegt.
Wir haben die Hotels herausgesucht und gebucht.
Jetzt brauchte ich noch einen neuen stabilen Rollstuhl als Ersatz für meinen Sopur Helium. Ich hatte Bedenken mit der alten Möhre und seiner offenen Rahmenkonstruktion die strapaziöse Strecke zu fahren.
Ich hatte bereits seit längerem einen favorisiert und die Beschaffung über mein Sanitätshaus angeleiert.
Zudem schätzte ich, dass ich drei Akkus für mein Hybrid brauchen würde.
Das waren die Erfahrungen aus unseren Harz/Brocken-Touren.
Bei dem Vorlauf sollte sowohl die Beschaffung der Akkus als auch des Rollstuhls kein Problem sein. Damit konnte das Unternehmen Dachl-Dolomiti-Rialto starten.
Dachte ich…
Ihr kennt das!
Gott sah meinen Plan und lachte…
Vier Wochen vor Start ging auch das Thema neuer Rollstuhl wegen technischer Probleme den Bach runter. Er konnte nicht an mein Handbike adaptiert werden.
Großartig! Guter Rat war teuer!
Jetzt zeigte sich, dass ich sowohl bei meinem Sanitätshaus (Motion-Center) als auch bei Sunrise Medical / Sopur dem Hersteller vom Rollstuhl und dem Handbike in guten Händen war und bin!
Frau Kucs von Sunrise Medical hat sich sofort, nachdem ich Ihr von unseren Plänen berichtet habe, bereit erklärt, die Radstandsverlängerung und die Rahmenversteifung für meinen Helium zu stellen.
Außerdem bekam ich auch die zwei fehlenden Akkus für die Tour.
Großartig!
Herr Palwelzik vom Motion-Center hat dann während! seines Urlaubes, alle notwendigen Schritte eingeleitet, damit die Rahmenversteifung und die zweite Achse noch rechtzeitig eingebaut werden konnten.
Ich möchte hier ausdrücklich meinen großen Dank zum Ausdruck bringen.
An dieser Stelle wäre das Unternehmen zu Ende gewesen, wenn die Beiden nicht so unbürokratisch und schnell geholfen hätten.
Ebenso möchte ich dann an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, auch allen zu danken, die uns mit sehr großzügigen Geldspenden unterstützt haben.
Ich konnte fast die gesamten Unterbringungskosten damit begleichen.
Ihr seid der Wahnsinn…
Aber weiter im Text!
Weil alles so zügig von statten ging, konnten wir sogar noch eine Probefahrt im Harz machen. Die verlief sehr gut. Wir waren also gewappnet.
Die Hinfahrt
Am Samstag den 9. 9.17 sollte unsere erste Etappe in Innsbruck starten.
Aus terminlichen Gründen konnten wir auch erst am Samstag los fahren.
Ich habe zwei Tage vorher angefangen das Auto zu beladen.
Ich brauche halt so meine Zeit.
Wir sind dann um 2:00 Uhr in der Frühe aufgebrochen.
Nach 12 Stunden reibungsloser Fahrt sind wir nach ewiger Parkplatzsuche an unserem Startpunkt angekommen.
Kurz vorher, bei der Fahrt durch die Berge vor Innsbruck, hat mich dann spontan der Mut verlassen. Ich wollte wieder nach Hause.
Aber zum Glück haben mir sowohl meine Begleiter:innen als auch meine Follower bei Twitter Mut zugesprochen.
Als wir dann ausgeladen und ich am Goldenen Dachl stand, war auch die Angst verflogen! Ich wollte los! Daniel auch!
Zuerst aber wurden wir noch von einer Rollstuhlfahrerin angesprochen. Sie interessierte sich für mein Handbike. Stellt sich raus, sie hat dasselbe. Sie hat dann noch die Radstandverlängerung fotografiert, uns Erfolg gewünscht und sich verabschiedet.
Also dann! Nach ein paar Fotos von uns und dem Dachl und einer nicht gelungenen Videoaufnahme (Hallo Facebook-App, was hast Du mit unserem Video gemacht?) ging es wirklich dann los!
Im nächsten Bericht geht es dann mit uns über den Brenner…