Mit dem Handbike auf den Brocken…

Daniel und ich auf dem BrockenWas macht man eigentlich, wenn seit 6 Wochen das eigene Handbike in Reparatur ist!
Richtig, man leiht sich eins und fährt in den Harz!

Genau das habe ich gemacht! 
Mit meinem Freund und Physio Daniel hatten ich schon seit einiger Zeit geplant den Brocken zu befahren!
Das sollte letztes Wochenende stattfinden. Leider wollte und wollte mein Handbike, dass mit Motorproblemen beim Händler weilt, nicht fertig werden.
Zum Glück gibt es sehr nette Menschen, wie Gunnar Blank von ProActive!
Gunnar hatte zufällig ein Handbike mit Albermotor vor Ort und war sofort bereit mir dies und einen Rollstuhl für das Wochenende zum “Probefahren” bereitzustellen. Leider liegt Gunnars Werkstatt nicht direkt aufm Weg in den Harz. Also bin ich am Freitag kurz nach Zeven, das liegt kurz vor Bremen, gefahren und habe das Handbike abgeholt. Gunnar hat es noch vernünftig an mich angepasst und es ging wieder nach Hause. Knapp drei Stunden war ich unterwegs. Immer noch besser als kein Handbike! 😉
Samstag  sind wir gegen 9:00 Uhr mit meinem neuen Wohni nach Elbingerode in den Harz gefahren. Der barrierefreie und sehr schöne  “Campingplatz am Brocken” sollte unser Basislager sein. Da es meine erste Tour mit Wohni war, hat das Aufbauen etwas gedauert.Das Sonnensegel hatte es in sich. Wir waren mit dem Aufbau zwar nicht ganz zufrieden, wollten aber nicht noch mehr Zeit verlieren, sondern radeln!
Also lass flattern das Segel, egal! 

Die sehr freundlichen Betreiber wiesen uns den besten Weg mit dem Rad zum Brocken. Nachdem sie erst etwas erstaunt geguckt hatten.

Über die Landstraße nach Drei Annen Hohne. Dann weiter nach Schierke und rauf auf den Brocken. In dem bis Schierke schon recht hügeligem Gelände hat der Unterstützungsmotor ganz schön am Akku gesaugt! Geschätzt 4 km vor dem Gipfel kam dann ein sehr steiles Stück. Hier hat sich nun gerecht, dass ich zwar ne Topp Ausrüstung von Gunnar hatte, aber leider der Rollstuhl keine Handbikeachse hatte. Ich bekam einfach keine Kraft mehr auf die Straße. Das Vorderrad drehte immer durch. Ich hing fest.
Um weiter zukommen hätte Daniel mich schieben müssen. Leider war der Akku an der Stelle schon beängstigend weit entladen. Da wir ja auch noch wieder zurück mussten, habe ich, den steilen Anstieg vorm Campingplatz vor Augen, entschieden, umzudrehen. 
Schade so kurz vorm Ziel!
Der Rückweg war dann ziemlich easy. Es gab nur noch wenige Anstiege zu meistern dafür ging es viel bergab! Was mich dabei echt überrascht hat, war, dass die Kombi Rollstuhl und Handbike selbst bei 50 Km/h ! noch sehr stabil fuhr!
Tolles Rad!
Zum Glück lädt der Albermotor den Akku bergab wieder etwas auf. Ich bin dann mit den letzten Milliampere/h den Anstieg zum Campingplatz rauf gekommen.
Etwas enttäuscht, aber mit dem Willen es am nächsten Tag zu schaffen, haben wir ein Feierabendbier zu unserem leckerem Essen genossen. 
Die erst Nacht in Wohni habe ich dann geschlafen wie ein Stein!

Der Sonntag begann mit Sonne, Brötchen und selbst gemachter Marmelade!.
Den Akku vollgeladen und mit einer neuen Strategie sollte es uns heute gelingen auf den Brocken zu kommen. So der Plan!

Hatte ich gestern noch den TOUR-Mode am Motor an, musste heute ECO reichen.
Den Unterschied merkte man sofort in den Armen. Aber egal, es gab ein Ziel.
Ich habe auch so oft es nur machbar war, auf die Unterstützung durch den Motor ganz verzichtet. Akku sparen war die Devise! Ich würde die Energie auf jeden Fall am Berg brauchen. In Schierke sah der Ladestand auch ganz gut aus. Also los! Die Stelle an der ich Samstag noch hängen geblieben war, habe ich mit weiten Schlangenlinien diesmal geschafft. Ein Stückchen weiter, bei ca. 900 HM, kam dann leider eine sehr steile Stelle über die mich Daniel schieben musste. Selbst schlängeln half nicht. Wieder fehlte die Handbikeachse!
Nach etwa 50m ging es dann wieder allein! Bis kurz unterm Gipfel. Etwa 300m vorm Ziel kommt eine Spitzkehre und ein sehr steiles Stück. Daniel konnte nicht anhalten wegen der Klickpedale an seinem Rad und fuhr hoch. Ich blieb auf Schotter in der Spitzkehre hängen. Mist! Aber wieder haben mir sehr nette Menschen weiter geholfen.
Lieben Dank an Monika und Jupp!
Mit vereinter Kraft haben die beiden mich über das steile Stück geschoben. Dabei hat dann auch der Akku seine letzten Reserven abgegeben.  Aber ich war oben!
Gut, zugegeben, nicht ganz ohne Schiebehilfe. Aber mit Handbikeachse, da bin ich mir sicher, hätte ich das auch allein geschafft. Was für ein Gefühl am Gipfelstein mit dem Handbike zustehen.
Wir waren beide ziemlich fertig und dann kam auch noch die Gewissheit, dass der leere Akku mir auf dem Heimweg kaum eine Hilfe sein wird. Die Rückladefunktion ist zwar super, aber lädt eben auch nur langsam. Nach einer Pause mit frischem kalten Bier und einem großem Danke Schön an meine beiden Bergretter ging es dann wieder zurück!
Diesmal war es anstrengender als Samstag. Ich durfte keine Unterstützung mehr einschalten, wollte ich den letzten Anstieg schaffen. Mein Ehrgeiz war geweckt.
Mit brennenden Armen kamen wir in Elbingerode an.
Okay, bei Daniel eher brennende Beine… 
Tatsächlich hatte sich er Akku etwas erholt. Also mit Schwung den Anstieg rauf. Bis 50 m. vorm Campingplatz war alles gut. Dann war der Akku völlig leer gelutscht.
Mit letzter Kraft habe ich mich dann Meter für Meter hoch gearbeitet. Jetzt durfte keiner mehr helfen, ich wollte die letzen Meter allein schaffen!
Dann haben wir noch etwas gegessen, abgebaut und sind dann Richtung Heimat aufgebrochen. Richtung Heimat, nicht ganz. Erst noch nach Zeven, Handbike und Rolli, wie versprochen, wieder zurück bringen.
Die Rückfahrt zog sich durch den Umweg ganz schön. 
Aber wir haben es geschafft. Wir waren auf dem Brocken!
Was für ein schönes Wochenende!

Zum Schluß noch ein paar technische Details über die Tour!

Samstag:
40,2 km
573 Höhenmeter
2h10min Nettofahrtzeit

Sonntag:
48,4 km
880 Höhenmeter
2h35min Nettofahrtzeit

Und ganz zum Schluss möchte ich mich nochmal ausdrücklich bei Gunnar bedanken.
Er hat sehr kurzfristig und ohne zu zögern dieses Abenteuer möglich gemacht!
Ich hatte die Fahrt schon abgeschrieben, da ich am Mittwoch mein Handbike noch immer nicht zurück hatte! Übrigens kein ProActive-Rad! Dann möchte ich betonen, dass ich kein Geld dafür bekommen, ProActive hier zu nennen! Es ist mir eine Herzensangelegenheit! Ich bin sehr glücklich über die Hilfsbereitschaft von Gunnar! 

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